Früher konnte man häufiger ungehinderten Badespaß genießen. Heutzutage sorgt der Klimawandel für eine zunehmende Erwärmung der Meere. Daher muss man ab dem Frühjahr mit dem verstärkten Auftreten von Vibrionen, Ohren- und Feuerquallen rechnen. Für manche Menschen bedeutet das größere Vorsicht.
Welche Quallen-Arten sind in Nord- und Ostsee anzutreffen?
In Nord- und Ostsee kommen fünf Quallen-Arten vor: die Ohrenqualle, die Gelbe Haarqualle – im Volksmund auch als Feuerqualle bekannt – die Blaue Nesselqualle, die Kompassqualle und die Seestachelbeere, die keine echte Quallen-Art ist. Beim Baden oder bei Strandspaziergängen wird man in Deutschland lediglich Ohrenquallen und Gelbe Haarquallen beobachten können. Ohrenquallen sind leicht an den ringförmigen Geschlechtsorganen in der Mitte der Qualle erkennbar. Die Ringe können lila oder weiß sein.
Oft werden Ohrenquallen nach Stürmen in größeren Mengen am Strand angespült. Sie können einem auch beim Schwimmen begegnen. Ohrenquallen sind vollkommen ungefährlich. Die Nesselfäden der Gelben Haarqualle setzen allerdings ein hautreizendes Gift frei, sobald man sie beim Schwimmen berührt. Diese Quallen-Art hält sich ab März vorwiegend in tieferem Wasser auf. Sie kann bis zu einem Jahr alt werden und eine beachtliche Größe erreichen.
Die Feuerqualle gilt als die größte Quallen-Art der Welt. Bis zu zwei Metern im Durchmesser kann der Schirm einer Feuerqualle maximal messen. Erkennbar ist die Gelbe Haarqualle an ihrer gelblich-orangen bis orange-rötlichen Farbe. In der kalten Jahreszeit verschwinden die großen Exemplare, deren Tentakeln mehrere Meter lang werden können.
Begegnungen mit der Gelben Haarqualle sind unangenehm
In der Regel sind in der Nähe von Stränden und Badeanstalten an Nord- und Ostsee die kleineren und die mittelgroßen Feuerquallen unterwegs. Die Tiere halten sich auch gerne in der Nähe von Seegraswiesen oder Hafengebieten auf. Hier sind sie genau da, wo sie sich am liebsten aufhalten: in ruhigem Wasser. Bei klarem Wasser kann man Feuerquallen gut erkennen. Halten sich die Gelben Haarquallen jedoch im tieferen Wasser auf, sieht man sie nicht mehr. Die langen Nesselfäden sind von Badenden in Nord- und Ostsee kaum auszumachen.
Der Körper einer Gelben Haarqualle ist in unseren Breiten meist handtellergroß bis zur Größe eines flachen Essenstellers. Die fadenartigen Tentakeln sind bei dieser Quallen-Größe einen halben bis maximal zwei Meter lang. Die Tiere lassen sich im Wasser treiben. Man kann gelegentlich erkennen, dass sie sich durch Kontraktionen des Körpers vorwärts bewegen können. Bei den größten Feuerquallen, deren Teller zwei oder drei Meter Durchmesser erreichen kann, können die Tentakeln jedoch eine Länge von bis zu 30 Metern haben.
An unseren Stränden haben die weltweit größten Exemplare der Erbrechenkeine Bedeutung. Badende in Nord- und Ostsee bekommen es meist mit den kleineren und mittleren Haarquallen zu tun. Unmittelbar nach der Begegnung mit den Nesselfäden einer Feuerqualle spüren Betroffene ein starkes Brennen. Die Haut rötet sich und schwillt an. Es handelt sich dabei um eine allergische Reaktion auf das Gift, das in den Nesselkapseln enthalten ist.
Typische Reaktionen auf den Kontakt mit den Nesseln einer Feuerqualle sind Brennen, Jucken und brennende Schmerzen, Quaddel-Bildung und Rötungen. An den Nesselfäden der Gelben Haarqualle haften Nesselkapseln. In diesen ist ein Reiz-Gift enthalten, mit dem die Qualle Beutetiefe töten oder sich gegen Fressfeinde verteidigen kann.
Warum sind Kontakte mit Feuerquallen-Nesseln schmerzhaft?
Das Nesselgift macht sich bei Berührung und Öffnung eines Teils der Nesselkapseln durch allergische Reaktionen bemerkbar. Die betroffenen Hautareale zeigen Striemen, die wie Schürfwunden aussehen. Manchmal erinnern sie auch durch eine Blasenbildung an Brandwunden. Wenn der verletzte Schwimmer umgehend an Land geht, befinden sich neben den schon geöffneten Kapseln auch noch ungeöffnete Nesselkapseln auf seiner Haut.
Etwa 20 Prozent der Nesselkapseln platzen beim Kontakt mit dem Schwimmer sofort. Es ist erforderlich, die restlichen Nesselkapseln an der Gift-Ausschüttung zu hindern. Mit ungeeigneten Maßnahmen sorgen unwissende Menschen dafür, dass auch diese Nesselkapseln ihr Reiz-Gift auf der Haut verteilen können. Dadurch kann es zu so großflächigen Hautreizungen kommen, dass im schlimmsten Fall der Kreislauf versagt.
Zu beachten ist, dass Kinder, ältere und vorerkrankte Menschen oder Allergiker, die einer Feuerquelle zu nahe kamen, nach großflächigen Hautkontakten Kreislaufprobleme bekommen und ertrinken können. Daher ist es wichtig, nach der Berührung einer Feuerqualle sofort das Wasser zu verlassen oder andere Menschen um Hilfe zu bitten. Achtung: Kinder müssen bei Hautstriemen von zwei bis vier Metern Länge, Erwachsene bei einer Striemen-Länge von sechs Metern im Krankenhaus behandelt werden.
Es besteht bei so ausgedehnten Verletzungen der Haut Lebensgefahr durch einen Allergie-Schock! Anzeichen für eine lebensbedrohliche Situation durch Feuerquallen-Kontakte können Symptome wie Übelkeit und Erbrechen, Atem- und Kreislaufbeschwerden oder ein Schockzustand mit auffallender Hautblässe und Verwirrtheits-Zuständen sein. Dieser Zustand bedarf sofortigen Handelns. Er kann zu Herzversagen führen.
Kann man Begegnungen mit Feuerquellen vorbeugen?
Festzustellen ist, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gegen den Kontakt mit Feuerquallen gibt. Im Übrigen können Menschen sich auch an den Nesselfäden einer toten oder zerstückelten Quelle verätzen. Die einzig wirklich sichere Vorbeugung wäre, in der warmen Jahreszeit nicht in Nord- und Ostsee baden zu gehen. Da viele Menschen darauf aber nicht verzichten möchten, ist an der Nordsee die Beobachtung des Strandes bei Ebbe eine Hilfe. Liegen dort viele Quallen herum, auch Feuerquallen, dann ist zur Badezeit eine Begegnung mit den giftigen Tentakeln wahrscheinlicher.
In der Ostsee ist das Wasser an windstillen Tagen und in Küstennähe oft sehr klar. In der Nähe der Hafenstege kann man die derzeitig herrschende Quallen-Dichte recht gut abschätzen. Was sich im tieferen Wasser tummelt, ist aber nicht erkennbar. Üblicherweise treten die Gelben Fadenquallen in Schwärmen aus größeren und kleineren Tieren auf. Bevorzugte Aufenthaltsorte sind Häfen und Gebiete mit ruhiger See. Strände mit hohen Brandungswellen oder starken Strömungen meiden die Feuerquallen. Sie lassen sich bevorzugt in ruhigem Wasser treiben.
Wer in der Dämmerung oder nachts baden geht, sollte dies in Quallen-reichen Sommermonaten besser unterlassen. Behördliche Warnungen vor oder Sperrungen wegen größeren Quallen-Populationen an bestimmten Strandabschnitten sollten nicht ignoriert werden. An einigen Ostsee-Stränden, beispielsweise zwischen Haffkrug und Timmendorfer Strand, wurde das sommerliche Baden bereits wegen eines gehäuften Auftretens von Feuerquallen untersagt.
Was sollte man nach Begegnungen mit Feuerquallen tun, was unterlassen?
Vermeiden sollte man das Abduschen der betroffenen Hautareale mit Süßwasser oder alkoholhaltigen Flüssigkeiten. Entfernt der Betroffene die Haut mit Sand und einer Scheckkarte von den Nesselfäden oder rubbelt die Haut mit einem Handtuch ab, entladen sich auch die noch ungeöffneten Nesselkapseln vom darin enthaltenen Gift. Damit verschlimmert man das Problem um 60 bis 80 Prozent.
Auch die Behandlung der betroffenen Haut mit Urin ist keineswegs hilfreich. Das Abspülen der betroffenen Hautareale mit Meerwasser oder Essig ist sinnvoller. Essig löst bestimmte Kalkstrukturen in den Nesselkapseln auf. Er entschärft dadurch das Gift in den noch ungeöffneten Nesselkapseln. Zudem wirkt Essig schmerzlindernd. Steht am Badeort kein Essig zur Verfügung, sollten die auf der Haut befindlichen Tentakelfäden mit den noch nicht geöffneten Nesselkapseln vorsichtig entfernt werden.
Das kann mit Hilfe einer Pinzette oder mit den bloßen Händen geschehen. Für den Helfer ist das ungefährlich. Erst dann wird die brennende Haut mit kaltem Meerwasser abgespült.
Erste-Hilfe-Maßnahmen und weiteres Vorgehen
Sobald alle Reste der Nesselfäden entfernt wurden, müssen die betroffenen Hautareale nach Möglichkeit gekühlt werden. Das kann mit kaltem Wasser und in der Wohnung mit Cool Packs geschehen. Zuvor muss jedoch das Ausmaß der Verbrennungen abgeschätzt werden. Bei zu langen Nessel-Striemen und größeren Körperflächen, die betroffen sind, sollte in jedem Fall der Notarzt gerufen werden. Das gilt insbesondere bei Kindern und älteren Menschen sowie bei Allergikern. Falls ein Allergiker ein Antihistaminikum bei sich trägt, sollte er dieses sicherheitshalber einnehmen.
Falls ein Strandbesucher in weiser Voraussicht Rasierschaum dabei hatte, kann er die betroffenen Hautareale damit einsprühen. Sobald der Rasierschaum eingetrocknet ist, darf er mit dem Rücken einer Scheckkarte oder eines Messers vorsichtig abgeschabt werden. Geringfügige oder leichte Nesselsymptome können unter ständiger Kühlung schon nach wenigen Stunden abklingen. Großflächigere oder tiefere Verbrennungen von Feuerquallen können mehrere Tage lang schmerzen.
Wenn die Ersthilfemaßnahmen nicht ausreichen
Feuerquallen-Verbrennungen an besonders empfindlichen Stellen wie der Schenkelinnenseite oder den Kniekehlen können sehr schmerzhaft ausfallen. Es empfiehlt sich, ein Schmerzmittel einzunehmen. Es ist durchaus möglich, dass tiefere Verbrennungen durch die Nesseln einer großen Feuerqualle Narben auf der Haut hinterlassen. Für gesunde Menschen sind Verletzungen durch eine Feuerquelle in der Regel unangenehm. Sie sind aber nicht lebensgefährlich.
Allergiker oder gesundheitlich vorbelastete Menschen, die empfindlich auf solche Toxine reagieren, können einen Allergie-Schock und einen Herz-Kreislauf-Kollaps erleiden. Manche Menschen geraten nach Begegnungen mit Haarquallen in Panik. Andere können durch die Nesselfäden, in denen sie sich verheddert haben, nicht mehr richtig schwimmen. Durch unwissentliches Hineinschwimmen in eine Gruppe von Feuerquellen kann die Begegnung mit mehreren Nesselsträngen zu einem anaphylaktischen Schock führen.
Das passiert hierzulande allerdings eher selten. Die Betroffenen benötigen jedoch schnelle und sachkundige Hilfe. Das gilt insbesondere für Kinder, die oft heftigere Reaktionen auf Nesselkontakte zeigen. Allergiker, die insbesondere auf tierische Toxine reagieren, sind ebenso als gefährdete Personen anzusehen. Die Verabreichung von Antihistaminika, Kortison oder Brandsalben kann als Ersthilfemaßnahme hilfreich sein.