Das Gefühl von zu viel Druck auf den Ohren kennen die meisten von uns. Insbesondere bei zu schnellen Auf- oder Abstiegen, zum Beispiel während des Flugs oder der Gondelfahrt in den Alpen, tritt das unangenehme und drückende Gefühl in den Ohren auf.
Ursache dafür ist tatsächlich der Luftdruck, der abhängig von der Höhe, in der wir uns befinden, unterschiedlich stark ist. Je schneller dieser Luftdruckwechsel vonstattengeht (beim Fliegen ist werden oft viele tausend Höhenmeter in kurzer Zeit überwunden), desto weniger Zeit bleibt, unserem Mittelohr diesen Druckunterschied auszugleichen. Das wiederum resultiert in sich anstauender Luft im Mittelohr, die nur sehr langsam entweichen kann und damit ein Druckgefühl erzeugt.
Je empfindlicher Menschen auf diesen Druck reagieren, desto schneller können sich leichte bis starke Ohrenschmerzen entwickeln. Helfen kann hier nur ein Druckausgleich, den man mit ein paar kleinen Tipps sogar selbst herbeiführen kann. Wie das funktioniert, erfahren Sie in den folgenden Abschnitten.
Tipp 1: Kaugummis oder Bonbons
Der wohl am häufigsten empfohlene Trick gegen Druck und Ohrenschmerzen ist das Kaugummikauen. Wer Kaugummis nicht mag, der kann stattdessen einfach auf Bonbons zurückgreifen, die einen ähnlichen Effekt haben. Doch warum genau helfen Kaugummis und Bonbons eigentlich so gut? Nun, das hängt eng mit dem Schluckreflex zusammen, der durch das Kauen von Kaugummis oder Lutschen von Bonbons gefördert wird. Der Schluckreflex ist dabei eng mit den eustachischen Röhren verbunden, die den Rachenraum mit dem Mittelohr verbinden. Schlucken bewirkt dabei, dass sich die eustachische Röhre für einen kurzen Moment öffnet und so einen Druckausgleich im Mittelohr ermöglicht. Dadurch kann überschüssige Luft entweichen, was anschließend nicht nur zu einem Druckausgleich führt, sondern auch etwaigen Ohrenschmerzen entgegenwirkt.
Hilfreich ist es, wenn man rechtzeitig beginnt Kaugummis zu kauen oder Bonbons zu lutschen und nicht erst dann, wenn sich bereits erste Ohrenschmerzen bemerkbar machen. Ohrenschmerzen treten im Rahmen von Flügen erst dann auf, wenn der Druck einen bestimmten kritischen Wert für unser Mittelohr übersteigt. Die Drucktoleranz unterscheidet sich dabei von Person zu Person, weshalb manche Menschen kaum bis gar eine Ohrenprobleme auf Flügen haben, während andere Personen bereits nach kurzer Zeit Ohrenschmerzen bekommen. Um also das meiste aus diesem kleinen Trick rauszuholen, gilt es rechtzeitig mit dem Kaugummikauen oder Bonbons lutschen zu beginnen, damit von Beginn an die überschüssige Luft aus dem Mittelohr entweichen kann.
Tipp 2: Gähnen und Schlucken
Eine ähnliche Funktion erfüllt auch das Gähnen und Schlucken, gänzlich ohne die Hilfe von Kaugummis oder Bonbons. Schließlich können wir in eine Situation geraten, wo wir weder Kaugummis noch Bonbons zur Hand haben. In so einem Fall kann auch das bewusst herbeigeführte Schlucken und Gähnen helfen. Medizinisch betrachtet führt sich auch bei diesem Trick wieder alles auf die eustachischen Röhren zurück, die während des Schluckens geöffnet werden und einen Druckausgleich ermöglichen. Zwar kann es etwas mühselig sein, den Gähn-Reflex bewusst herbeizuführen, allerdings funktioniert dies mit etwas Übung relativ gut.
Erklären lässt sich dieser Vorgang jedoch kaum bis gar nicht, da man ein eignes Gespür dafür entwickeln muss, wie man am besten den Gähn-Reflex bei sich auslöst. Zu empfehlen ist, dass man versucht, die Bewegungen des Gähnens nachzuahmen. Das kann teilweise mit komischen Grimassen einhergehen, funktioniert jedoch binnen kürzester Zeit.
Falls Ihnen das absichtliche Gähnen schwerfällt, kann auch das bloße Schlucken eine Alternative sein, um einen Druckausgleich im Ohr herbeizuführen. Hier sollte man am besten während des Schluckens darauf achten, dass man bewusst Druck auf die Ohren von innen gibt. Je häufiger man das macht, desto mehr Druck kann aus dem Mittelohr entweichen.
Tipp 3: Druckausgleichstechniken
Eine nicht minderbekannte Technik, übermäßigen Ohrendruck auf Flügen loszuwerden, ist das Blockieren der Nasenlöcher, während man gleichzeitig probiert, durch die Nase auszuatmen.
Es handelt sich um den klassischen Druckausgleich, wie Taucher ihn in der ersten Stunde Ihrer Ausbildung erlernen.
Sind die Nasenlöcher blockiert, kann die Luft über die Nase nicht entweichen, wodurch die Luft versucht über die Ohren zu entweichen. Dadurch kann, insofern man die Technik richtig verwendet, überschüssige Luft buchstäblich aus den Ohren „geblasen“ werden. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, denn bei dieser Druckausgleichsübung handelt es sich nicht unbedingt um eine schonende Technik.
Tatsächlich kann dieser Trick sogar mit Schmerzen einhergehen, weshalb man diese Methode nur sehr behutsam anwenden sollte. Sich die Nasenlöcher zuzuhalten und vollen Druck auf die Nase zu geben, ist nicht zu empfehlen. Auch Mediziner raten in der Regel von dieser Methode ab, insbesondere dann, wenn die betroffene Person sehr empfindliche Gehörgänge hat. Wer es jedoch vorsichtig angeht und nur so viel Druck auf die Nase gibt, dass durch die Technik keine Schmerzen entstehen, kann auch damit für Druckentlastung innerhalb der Ohren sorgen. Ein weiterer Tipp an dieser Stelle: Wenn nur ein Ohr betroffen ist, hilft es, sich bei dieser Technik das nicht betroffene Ohr zuzuhalten.
Tipp 4: Ohrentropfen und Nasenspray
Wenn Sie unter sehr starken Ohrenschmerzen auf Flügen leiden, kann auch der Gang zum Arzt Abhilfe verschaffen. Es ist grundsätzlich zu empfehlen, dass wenn man ständig unter Druckstörungen im Mittelohr leidet, man sicherheitshalber einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen sollte. Insofern mit Ihrem Gehörgang alles in Ordnung ist und Sie lediglich sehr empfindlich auf einen raschen Druckabfall oder Druckanstieg reagieren, werden nicht selten auch Ohrentropfen verschrieben. Diese Ohrentropfen sorgen nicht nur dafür, dass das Mittelohr befeuchtet wird, sondern wirken zudem entzündungshemmend.
Die Feuchtigkeit erfüllt ähnlich wie beim Schlucken den Effekt, dass es den eustachischen Röhren leichter fällt, einen Luftaustausch herbeizuführen, wodurch der Druck aus dem Mittelohr einfacher entweichen kann. Die entzündungshemmende Wirkung hingegen trägt hauptsächlich zur Schmerzlinderung bei. Ohrentropfen dieser Art sollten nur nach vorheriger Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden.
Herkömmliche Nasensprays sind eine weitere Methode, da diese die Schleimhäute abschwellen lassen. Am häufigsten profitieren wir von diesem Effekt, wenn wir erkältet sind, jedoch sorgt der abschwellende Effekt auch dafür, dass der Druckausgleich zwischen den eustachischen Röhren und dem Mittelohr erleichtert wird.
Tipp 5: Verzicht auf alkoholhaltige Getränke
Nicht nur auf Alkohol sollte verzichtet werden, sondern bestmöglich auch auf koffeinhaltige Getränke. Sowohl Alkohol als auch Koffein haben einen dehydratisierenden Effekt, der sich negativ auf den Luftaustausch zwischen Mittelohr und den eustachischen Röhren auswirken kann. Je trockener die Schleimhaut im Rachen und im Ohrzwischenraum wird, desto schwieriger fällt es unserem Körper, den Innenohrdruck im Gleichgewicht zu halten.
Wie bei allen anderen Tipps gilt auch hier, dass die Empfindlichkeit gegenüber zum Beispiel Kaffee und anderen koffeinhaltigen Getränken, von Person zu Person schwankt. Wer jedoch starke Probleme mit Ohrenschmerzen und Ohrendruck während Flügen hat, der sollte besser bereits am Vortag gänzlich auf die genannten Dinge verzichten.
6. Ohrenstöpsel (Ohropax)
Ohrenstöpsel, gemeinläufig auch unter dem Namen Ohropax bekannt, helfen nicht, nur wenn der Nachbar mal wieder die Musik zu laut aufgedreht hat. Tatsächlich haben Ohrenstöpsel auch einen positiven Effekt auf den Druckausgleich im Ohr. Genauer gesagt begrenzen sie den Luftaustausch, was jedoch im Kontext zu Flügen ein Vorteil sein kann. Denn die Probleme mit dem Ohrendruck entstehen bei Flügen deshalb, weil eine plötzliche Druckänderung eintritt. Das Flugzeug steigt innerhalb weniger Minuten auf mehrere Tausend Meter Höhe, wodurch das Mittelohr fast keine Chance hat, diese schnelle Druckveränderung auszugleichen. Ohrenstöpsel vermindern dabei den Luftaustausch, wodurch das Mittelohr vor dem plötzlichen Druckabfall oder Druckanstieg geschützt wird.
Übrigens: Es gibt im Handel spezielle Ohrstöpsel, die den Druckausgleich unterstützen. Wir haben diese für unsere Kinder gekauft und waren hiermit sehr zufrieden. Sie haben die Schmerzen bei Start und Landung enorm reduziert.
7. Medikamentöse Behandlung
Wie bereits erwähnt wurde, kann auch der Gang zu einem Facharzt, in dem Fall einem HNO-Arzt, der richtige Schritt sein. Denn in besonders hartnäckigen Fällen helfen auch die besagten Hausmittel und Tricks nichts mehr. Abhilfe kann dann lediglich durch medikamentöse Unterstützung erfolgen. Wenn Menschen mit Ohrendruck und den damit verbundenen Ohrenschmerzen zu kämpfen haben, muss jedoch nicht immer eine Krankheit vorliegen. Häufig reagieren bestimmte Personen einfach empfindlicher auf Druckunterschiede, so, wie andere Menschen empfindlicher auf Achterbahnfahrten reagieren. Ein Facharzt kann Ihnen jedoch Nasensprays, Ohrentropfen oder weitere Medikamente verschreiben, die dann bei besonders starken Problemen für Linderung sorgen können.
Besonders wichtig bei Erkältungen
Besonders bei Flügen mit Erkältung sollte man sich im Vorfeld Gedanken um das Thema Ohrenschmerzen machen. Selbst als Flugprofi, der sonst keine Probleme hat, kann eine harmlose Erkältung zu unterträglichen Schmerzen im Ohr führen, weil der Druckausgleich nicht wie gewohnt funktioniert. Manchmal merkt man sogar gar nicht, dass die Ohren so dicht sind, dass ein Druckausgleich erschwert wird.
Ich persönlich habe es mir daher angewöhnt immer(!) ein Nasenspray aus der Apotheke auf Flügen dabei zu haben. In der Regel brauche ich es nicht, aber da es ohnehin zur Hausapotheke gehört, ist es auch kein Problem dies mit ins Handgepäck zu nehmen. So bin ich stets vorbereitet und kann reagieren, sobald Schmerzen auftreten.
Fazit
Angefangen bei dem Kauen von Kaugummis, über Druckausgleichstechniken bis hin zu verschiedenen Medikamenten, gibt es mehrere Methoden, wie man den lästigen Druck auf den Ohren loswerden kann. Wie gut die einzelnen Tipps bei einer Person funktionieren, ist individuell zu betrachten, da Menschen nicht nur unterschiedlich empfindlich auf Luftdruckveränderungen reagieren, sondern auch auf die Methoden, den zunehmenden Druck wieder loszuwerden. Allgemein lässt sich jedoch festhalten, dass die meisten Personen mit der einen oder anderen genannten Technik Erfolg haben werden.